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Samstag, 23 April 2022 19:56

Harper Lee: Wer die Nachtigall stört... - Graphic Novel Empfehlung

Herper Lee: Wer die Nachtigall stört... Herper Lee: Wer die Nachtigall stört... Rowohlt Verlag

Wer die Nachtigall stört ... Graphic Novel 

Ein zeitloser Klassiker über Rassismus und Heldenmut im Alabama der 30er Jahre - nicht als "normaler" Roman, sondern als Graphic Novel, was manche vielleicht auch einfach respektlos Comic nennen würde (was hier völlig unangebracht wäre) - kann das gutgehen? Schwere Kost in kleinen Bildern? Es ging gut. Überraschend gut. Wirklich gut. Eine ganz andere Art, Literatur und Geschichte zu erleben.

Das meinen wir zum Buch:

Ich war sehr auf das Buch gespannt: In Amerika ist der Titel (manchmal umstrittene) Pflichtlektüre an den Schulen, er gilt als absoluter Klassiker und ich war von der Idee einer Graphic Novel fasziniert.

Würde ich in dieser Umsetzung verstehen, warum dieses Buch so ein Klassiker ist und warum es so viele Menschen bewegt hat? Und die Antwort lautete: Ja - ich war von Anfang an fasziniert und konnte schnell sehr gut verstehen, warum dieser Roman so viele Preise und Auszeichnungen erhalten hat. Ich habe die Stimmung und den Geschmack des Südens durch die Panels gespürt, ebenso wie die vielen Unterströmungen, die in dem "normalen" Roman enthalten sein müssen.

Geschichte: Dieser Klassiker lässt sich am besten als Roman beschreiben, der sich mit Vorurteilen (gegen Rasse, Religion, Geschlecht und sogar Alter) beschäftigt. Die Geschichte spielt im kleinstädtischen Alabama der 30er Jahre.

Pike County Lake, AlabamaPike County Lake, AlabamaDie Panels sind sauber gegliedert und die Sprache scheint direkt aus dem Buch übernommen worden zu sein. Die Hauptfigur Scout war leicht zu erkennen, die Charakter nicht nur im wahrsten Sinne des Wortes klar gezeichnet. Graphisch ist die Geschichte in einem Stil der 1930er Jahre gehalten, der zur Geschichte passt und das Buch von Lee wohl gut ergänzt wir gehört haben (das Original haben wir leider nocht nicht gelesen, holen es aber sicherlich bald nach). Natürlich muss eine Graphic Novel die Nuancen in Bildform finden, und davon gab es hier eine ganze Menge. Von Seitenblicken bis zu Nahaufnahmen von zerkratzten und zerschundenen Händen.

Das Buch nimmt sich Zeit und verdichtet die Geschichte nicht zu sehr. Für eine Graphic Novel ist das Buch recht gehaltvoll und hat einige Seiten - der Zeichner hat sich bei dieser Adaption eindeutig Zeit gelassen. In den Notizen des Künstlers spricht er davon, dass er dem Buch treu geblieben ist und es nicht neu interpretiert oder modernisiert hat (vor allem was manche Begriffe angeht). Ehrlichen Respekt dafür, denn das Buch ist wirklich eine Momentaufnahme der Zeit und des Ortes - und so, wie es ist, ist es authentisch.

Alles in allem hat mir diese Graphic Novel als hervorragende gefallen, das nicht einfache Thema wurde sehr gut transportiert und authentisch und mit viel Gefühl vermittelt. Die "Originalversion" des Romans steht auf jeden Fall schon auf meiner persönlichen Leseliste.

Covered Bridge in AlabamaCovered Bridge in AlabamaDas schreibt der Verlag:

Der zeitlose Klassiker jetzt als wunderschön illustrierte Graphic Novel - bereit, um von einer neuen Generation entdeckt zu werden.

Amerika in den 30er Jahren. In die idyllische Südstaaten-Kindheit der achtjährigen Scout und ihres älteren Bruders Jem drängt sich die brutale Wirklichkeit aus Vorurteilen und Rassismus. Scouts Vater Atticus, ein menschenfreundlicher Anwalt, soll den schwarzen Landarbeiter Tom Robinson verteidigen, der angeblich ein weißes Mädchen vergewaltigt hat. Tapfer versuchen Scout und ihr Bruder, das demokratische Gerechtigkeitsempfinden ihres Vaters zu unterstützen, und geraten dabei selbst in große Gefahr.

Über den Autor und weitere Mitwirkende

Harper Lee, geboren 1926 in Monroeville, studierte Jura an der University of Alabama, zog nach New York und begann zu schreiben. Sie war befreundet mit Truman Capote, der ihr Kindheitsfreund war und dem sie bei den Recherchen für «Kaltblütig» half. Nach dem Welterfolg ihres in 40 Sprachen übersetzten Romans «Wer die Nachtigall stört…», für den sie 1961 den Pulitzerpreis erhielt, zog sie sich aus dem literarischen Leben und weitgehend auch aus der Öffentlichkeit zurück. 2015 wurde eine frühe Manuskriptfassung von «Wer die Nachtigall stört …» gefunden und publiziert, die 50 Jahre lang als verschollen galt. Harper Lee starb 2016 in ihrer Heimatstadt Monroeville in Alabama.

Nikolaus Stingl, geb. 1952 in B.-Baden, übersetzte unter anderem William Gaddis, William Gass, Graham Greene, Cormac McCarthy und Thomas Pynchon. Er wurde mit dem Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Übersetzerpreis, dem Literaturpreis der Landeshauptstadt Stuttgart, dem Paul Celan-Preis und dem Straelener Übersetzerpreis der Kunststiftung NRW ausgezeichnet.

Die Illustrationen stammen aus der Feder von Fred Fordham. Geboren 1985 wuchs er im Norden Londons auf, wo er Politik und Philosophie an der Universität Sussex studierte. Nach der Lektüre von Marjane Sartrapis Persepolis enteckte er den Comic - dieses Buch weckte sein Interesse an Comics im Allgemeinen und an der französischen Tradition der Bande Dessinée im Besonderen.

Fred Fordham hat für verschiedene Publikationen geschrieben und illustriert. Dazu gehören die Adaption und Illustration der Graphic-Novel-Version von Harper Lees To Kill a Mockingbird, die Adaption von F. Scott Fitzgeralds The Great Gatsby, ebenfalls für eine Graphic Novel, und die Illustration von Philip Pullmans Graphic-Novel-Debüt The Adventures of John Blake: Das Geheimnis des Geisterschiffs.

 

Letzte Änderung am Sonntag, 24 April 2022 00:14
Veröffentlicht in Romane / Belletristik, Buchtipps
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